Blog Post

Die wundersame Heilkraft kalten Wassers

Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst • Nov. 18, 2020


Selbstregulation als Grundlage für eine gute Gesundheit


In unseren momentanen Zeiten, aber eigentlich zu jeder Zeit, ist es für jeden Einzelnen von besonderer Bedeutung, seine Freiheiten zu erkennen und konsequent zu bewahren. Eine dieser Freiheiten besteht in einer selbstbestimmten Gesundheitsvorsorge.

 

Wie ich während meines gesamten Berufslebens immer wieder in Wort und Schrift und auch über meinen YouTube-Kanal betont habe, kommt es bei einer eigenbestimmten Gesundheitsvorsorge vor allem darauf an, sein Immunsystem kompetent, das heißt optimal funktionsfähig zu erhalten, denn ein funktionsfähiges Immunsystem ist der Garant für ein langes, gesundes und vitales Leben.

 

Und eine wichtige Grundlage dafür ist eine intakte sogenannte Selbstregulation. Der Begriff Selbstregulation oder Autoregulation bezeichnet allgemein Prozesse, bei welchen ein System, zum Beispiel der menschliche Organismus, seine Funktion selbst anpasst bzw. den gesamten Organismus an neue Bedingungen anpasst. Dies betrifft beispielsweise die Anpassung des Blutdrucks, des Herzschlags bei Ruhe oder Bewegung, ebenso die Atmung zur Anpassung der notwendigen Sauerstoffversorgung oder z.B. die Durchblutung von Organen und vieles mehr.

 

Eine funktionsfähige Selbstregulation und ein intaktes Immunsystem bedeuten somit, dass der Körper in jeder Lage weiß, wie er richtig zu reagieren hat, um gesund zu bleiben.

 

Diese Anpassungsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung für die Überlebensfähigkeit eines Organismus bei sich ändernden Umweltbedingungen.

 

Wichtig zu wissen ist dabei, dass der Körper von Geburt an lernt oder lernen kann, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.

In zahlreichen Fällen kommt es jedoch im Laufe des Lebens zu einer Störung der Selbstregulation. Ursache dafür ist immer eine ungesunde Lebensweise, vor allem eine schlechte Ernährung.



Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 - 1897)



In diesem Zusammenhang einer funktionsfähigen Selbstregulation ist das Lebenswerk des bayrischen „Wasserdoktors“ Sebastian Kneipp

zu erwähnen, der eigentlich kein Doktor, sondern ein bayrischer katholischer Pfarrer war. Dieser hatte im 19. Jahrhindert bewusst oder unbewusst eine Methode entdeckt oder wiederentdeckt, wie eine gestörte Selbstregulation wiederhergestellt werden kann.

 

Auch wenn die gesamte Methode von Pfarrer Kneipp aus fünf Komponenten besteht, nämlich


 

  • Hydrotherapie (Wasseranwendungen an Heilmittel)


  • Ernährungstherapie


  • Bewegungstherapie

 

  • Phytotherapie (also die medizinische Anwendung von Heilpflanzen) und in Anlehnung an Hippokrates, des Begründers der modernen Medizin, die sogenannte

 

  • Ordnungstherapie welche eine Ordnung des gesamten Lebens anstrebt (wie das Streben nach einer gesunden Psyche, intakten Beziehungen zu seinen Mitmenschen sowie ein positives Verhältnis zur Umwelt im Einklang mit der Natur),

 


wollen wir uns nachstehend nur mit der ersten dieser fünf Komponenten befassen, nämlich der Hydrotherapie, also der Anwendung des Wassers als Therapie befassen. Insbesondere wegen seiner Wasseranwendung ist Pfarrer Kneipp, nachdem er sich als junger Mann mit Hilfe von Wasseranwendungen selbst von der damals kaum heilbaren Tuberkulose kuriert hatte, am meisten bekannt geworden.

 

Bei den Wasseranwendungen nach Sebastian Kneipp handelt es sich teilweise um kalte und heiße Bäder verschiedener Art, teilweise mit natürlichen pflanzlichen Zusätzen, vor allem aber handelt es sich um Güsse mit kaltem Wasser, wobei verschiedene Körperteile behandelt werden.

 

Aber auch das Barfußlaufen, vor allem auch das morgendliche Tautreten auf der Wiese (Barfußgehen auf nassem Gras) oder das Wassertreten dienten für Kneipp der Gesunderhaltung und waren auch Bestandteil seiner Heilmethode. Die nachstehenden Abbildungen einer Kneippkur im 19. Jahrhundert zeigen beispielhaft einen Knieguss, einen Kopfguss und das Barfußlaufen.



In meiner früheren Privatklinik, einem ehemaligen Kneipp-Kursanatorium, nahe des Geburtsortes von Pfarrer Kneipp (Stephansried bei Ottobeuren), befand sich unter anderem auch eine moderne Kneipp-Anlage für Wasseranwendungen, die ebenfalls Bestandteil meiner Therapien waren. Vor allem bei chronisch-therapieresistenten Krankheiten lassen sich durch die richtig durchgeführten Kaltwasseranwendungen ganz ungewöhnliche Heilungen beobachten.



Kneippen - Was jedermann selbst tun kann

 

Aber es muss nicht einmal eine Kneipp-Badeabteilung sein, die uns Heilung bringen kann, sondern jedermann kann selbst ganz einfach auch viele der von Kneipp beschriebenen Prinzipien ausprobieren. So kann man z.B. einfach am frühen Morgen barfuß über eine mit Tau benetzte Wiese laufen oder mit seinen Füßen wadenhoch durch einen Bach oder im Urlaub am Meeresufer durchs Wasser zu waten. Das bringt auch die gewünschten „Elektronen ins System“ wie ich es in meinem Buch „Der natürliche Weg zu Heilung und Gesundheit“ genauer beschrieben habe.

 

Vielerorts findet man in Kuranlagen auch die typischen Kneipp-Wassertretbecken wie oben auf dem Titelbild zu sehen. Zögern Sie nicht, an solchen Orten dort einfach einmal die Hosenbeine hochzukrempeln und eine Runde durch Wasser zu gehen. Auch Kindern, die von Natur aus gerne im Wasser plantschen, wird das Spaß machen.

 

Wichtig bei diesen Maßnahmen ist jedoch, dass die Füße warm sind, bevor man sie der Kälte aussetzt. Oder gehen Sie einfach mal auf einem angelegten Barfußpfad.

 


Geschiche einer Spontanheilung durch kaltes Wasser


Stärker wirkt das Wasser jedoch in Form von kalten Güssen oder Bädern. Manchmal wirkt es sogar so stark, dass es nur einer einzigen Behandlung bedarf, um das Immunsystem aus dem „Schlaf“ zu reißen, so geschehen bei einer meiner Patientinnen.Diese damals sehr gestresste Patientin hatte eine monatelange Erkältung mit dauerhaften Halsschmerzen und Heiserkeit. Die Symptome besserten sich auch nicht, als sie schließlich noch im Winter einen 14tägigen Urlaub auf der Bade-Insel Fuerteventura antrat, von dem sie sich eine kurzfristige Besserung schon allein aufgrund der Klimaveränderung erhofft hatte. Die erhoffte Besserung trat jedoch nicht ein. Auch ein Arzt, den sie auf der Insel noch konsultiert hatte, konnte ihr nicht weiterhelfen.


Enttäuscht verzichtete die Patientin in ihrem Urlaub daher tagelang auf das Baden im Meer, dessen Wasser zum damaligen Zeitpunkt allerdings auch noch ungewöhnlich kalt war und dazu tagelang ein schneidender, starker Wind wehte. Erst am letzten Urlaubstag beschloss die Patientin dann - trotz unveränderter Beschwerden und starken Windes - wenigstens ein einziges Mal ins kalte Meer baden zu gehen, indem sie sich sagte, dass es ja der letzte Urlaubstag sei, und dass sie ja schlimmstenfalls am nächsten Tag wieder in Deutschland wäre und dann notfalls dort behandelt werden könne, falls sie bei ihrem bereits chronisch angegriffenen Gesundheitszustand und nunmehr durch den Bade-Besuch am Strand ernsthafter erkranken sollte.

 

Eingehüllt in ein Badehandtuch lief sie dann in ihrem Badeanzug etwa 50 m von ihrem geschützten Platz zwischen den Dünen über den Strand zum Meer durch den kalten Wind und fror schon, bevor sie ans Meeresufer gelangte. Dennoch stieg die Patientin ins eiskalte Wasser und badetet mehrere Minuten lang in den Wellen. Während sie sich an das kalte Wasser allmählich gewöhnte, dachte sie bereits mit Grauen an den Rückweg in nasser Badekleidung durch den schneidenden Wind.

 

Doch als sie kaum dem Wasser entstiegen war und wieder ihrem geschützten Platz zueilte, spürte sie plötzlich ein starkes Wärmegefühl, dass ihren gesamten Körper wohlig-heiß durchströmte. Den eisigen Wind spürte sie nicht mehr und erfrischt – wie neu geboren – erreichte sie ihren Rastplatz.

Erst einige Stunden später bemerkte sie, dass ihre sämtlichen Beschwerden vollkommen verschwunden waren und auch dauerhaft nicht mehr wiederkehrten.

 

Hier hatte der kalte Wasserreiz dem Immunsystem der Patientin einen extrem starken Antrieb verpasst, so dass der Körper seine Selbstheilungskräfte schlagartig und mit voller Kraft erfolgreich aktivieren konnte. Das ist auch der starke Reiz, mit dem Pfarrer Kneipp seinerzeit viele Heilerfolge erzielte.

 

Möglicherweise kamen hier noch die starke Wirkung des mineralstoffreichen Meereswassers sowie die gesunde, jodhaltige Luft hinzu, welcher der Patientin einen regelrechten „Energieschub aus dem Meer“ beschert hat wie bei einer Thalasso-Therapie, die ich auch in meinem Buch „Energieschub aus dem Meer“, beschrieben habe.

 

An dieser oben beschrieben Spontanheilung wird jedenfalls deutlich, welches kostbare Mittel uns die Natur mit dem Wasser an die Hand gegeben hat, welches wir für unsere Gesundheit und zur Stärkung unseres Immunsystems nutzen können und sollten, denn, wie Pfarrer Kneipp es seinerzeit formulierte:



Im Wasser ist Heil


Der vorstehende Bericht ist kein Einzelfall. Bedingt durch die seit Jahrzehnten immer mehr um sich greifende allgemeine Umweltverschmutzung kommt es immer häufiger und in immer jüngerem Lebensalter zu massiven Störungen der Selbstregulation mit chronischen Gesundheitsstörungen der oben beschriebenen Art. Insofern kann das Wasser auch bei ansonsten gesunder Lebensweise manchmal das noch notwendige Tüpfelchen auf dem i sein.



Oberarmguss und Oberschenkelguss nach Pfarrer Kneipp


Diese Störungen der Selbstregulationsfähigkeit lassen sich in Selbstverantwortung leicht überwinden durch verschiedene Kneipp-Anwendungen, wie Oberarmguss und Oberschenkelguss, welche die Energiemeridiane wieder funktionsfähig machen.

 

Zur Durchführung dieser einfachen Kneipp-Anwendungen wird vom Schlauch der Dusche der Duschkopf abgeschraubt, so dass das Wasser aus dem Schlauch schwallartig austreten kann. Alternativ kann man - zumindest im Sommer - auch einen Gartenschlauch benutzen.

 

Oberarmguss

Beim Oberarmguss wird das kalte Wasser, beginnend am rechten Arm, an der Außenseite des Arms langsam von der Hand an der Kleinfingerseite über den Ellenbogen bis zur Schulter geführt. An der Schulter verweilt man mit diesem kalten Wasserschwall, dessen Kälte gerade in der kalten Jahreszeit sogar richtig schmerzhaft sein kann. Nach einigen Sekunden bis zu über einer Minute, je nach Ausmaß der bereits bestehenden Regulationsstörungen, wandelt sich dieses unangenehme und sogar schmerzhafte Kältegefühl im Arm, und der gesamte Arm wird schlagartig von einer wohligen Wärme durchflutet.

 

Sobald dieser deutlich registrierbare Umschwung von Kälte- zur Wärmeempfindung stattgefunden hat, kann man mit dem kalten Wasserschwall auf der Innenseite des Armes von der Schulter hin zur daumenseitigen Handfläche zurückkehren. Dieser Vorgang kann auf der rechten Seite einige Mal wiederholt werden, bevor er am linken Arm gleicherart mehrmals wiederholt wird.


Oberschenkelguss 

Der Oberschenkelguss wird entsprechend wie eben beschrieben durchgeführt, beginnend mit dem rechten Bein. Der Wasserschwall wird von der kleinen Zehe über Kniegelenk bis zur rechten Hüfte geführt, wo man mit dem Kaltwasserguss mehrere Sekunden bis zu einer Minute verbleibt, bis das unangenehme und sogar schmerzhafte Kältegefühl in eine wohlige, lavaartige Wärmeempfindung umschlägt. Danach auf der Innenseite des Beines von der Hüfte über das Innere des Kniegelenks bis zur Großzehe den Wasserschwall zurückführen. Den Vorgang ein- oder mehrmals wiederholen und dann dieselbe Prozedur am linken Bein durchführen.

 

Je kälter das Wasser, desto stärker der Reiz und damit kürzer die Anwendung.



Sauna

 

Alle Kaltwasseranwendungen sollten ja auf einen warmen Körper angewendet werden. Insofern erscheint es gerade in Deutschland – jedenfalls im Winter- sinnvoll, den Körper vor den Kneippanwendungen in einer Sauna gründlich anzuwärmen.

 

Das hat zusätzlich zu der durch Kaltwasseranwendungen wiederangeregten Selbstregulation den zusätzlichen Vorteil, dass über den Schweißreflex eine Entgiftung der Gewebe stattfinden kann, wie ich in meinem Buch „Der natürliche Weg zu Heilung und Gesundheit“ auch anhand wissenschaftlicher Studien genau beschrieben habe.

 

Auch Pfarrer Kneipp hat übrigens - in weiser Voraussicht - nicht nur zu Kaltwasseranwendungen geraten, sondern auch zu Schwitzbädern. Denn Ziel seiner Behandlung war immer die Ausleitung von Krankheitsstoffen. Heute sagen wir Entgiftung oder Detox dazu und meinen vor allem die Ausleitung von Schadstoffen, die unser Immunsystem zusätzlich und teils erheblich belasten. Und: 




Niemals vergessen sollten wir bei alledem – auch im Sinne von Pfarrer Kneipp - aber auch die „Entgiftung der Seele“ und diese ebenso gut behandeln wie unseren Körper. Das kalte Wasser erfrischt Leib und Seele ebenso wi ein Barfußlauf über ene feuchte, vom Morgentau benetzte Wiese.

Wo immer möglich sollten wir Sonne, Wasser, Wiesen, Wald oder Meer, auf jeden Fall aber soviel frische wie möglich Luft genießen und uns auch daran erfreuen.



Bildnachweis:
Pixabay Wassertretbecken, Meereswellen, Schild

Die alten Chinesen brauchten keine Chemie, denn sie hatten ein ganz besonderes Wissen ...
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 18 Feb., 2024
Nicht immer müssen selbst bei starken Schmerzen schwere Medikamente zum Einsatz kommen.
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 17 Feb., 2024
Kann man Alzheimer entgegenwirken und vorbeugen?
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 21 Jan., 2024
Leider kommt Demenz auch in jüngeren Jahren vor. Dem lässt sich jedoch entgegenwirken.
Zauberei und Magie aus der modernen Studierstube
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 10 Nov., 2023
Man glaubt es kaum, aber neuerdings kann man auch einen universitären Master-Abschluss in Zauberei und Magie absolvieren und womöglich ein echter Hexenmeister oder besser gesagt Hexen-Master werden.
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 11 Aug., 2023
Lungenkrebs und gesunde Ernährung - wie geht dies zusammen?
Parasiten, die ungebetenen Gäste
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 07 Aug., 2023
Parasitosen sind weiter verbreitet als gedacht. Wie wird man die unangenehmen Gäste wieder los?
Falsche Kombinationen von Vitaminen und sonstigen Vitalstoffe und die Folgen
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 05 Aug., 2023
Viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten Kombinationen von Vitaminen und Mineralstoffen, die sich nicht nur in der Wirkung aufheben, sondern je nachdem sogar schaden können. Lesen Sie hier mehr darüber...
Psychisch und physisch krank wegen Corona-Maßnahmen
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 20 März, 2021
Die Covid-19-Maßnahmen schaffen soziale Isolation. Diese macht jedoch auf Dauer viele Menschen krank.
Die Schwefelkur - das Original - VIDEO
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 31 Dez., 2020
Die Schwefelkur nach Dr. Probst - was versteht man genau darunter? Was wird alles falsch gemacht?
Zucker macht krank und vielleicht auch dumm
von Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Karl J. Probst 29 Dez., 2020
Zucker macht nicht nur krank, sondern hat auch viele andere Nachteile, wie immer mehr Studien bestätigen.
Mehr anzeigen
Share by: